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Gehirnwellen - wie man sie misst und was sie bedeuten
20.02.2024 16:44

Allen Neurofeedback-Trainings liegt die Messung elektrischer Aktivität zugrunde, die im Gehirn generiert wird. Diese Aktivität äußert sich in Form von Gehirnwellen oder Potentialen, die über EEG-Sensoren an der Kopfhaut gemessen werden können, ohne invasiv ins Gehirn eindringen zu müssen. Diese von außen messbare Aktivität entsteht auf der Gehirnoberfläche, dem sog. Kortex. Das  ist der äußere, wellige Teil des Gehirns, der dem Aussehen einer Walnuss ähnelt.

Die EEG-Sensoren werden an der Kopfhaut befestigt, greifen die elektrischen Signale des Kortex auf und leiten diese an ein Neurofeedback-Gerät weiter, das als Verstärker dient. Diese verstärkten Signale werden an den PC des Therapeuten übermittelt und dort in Form eines Roh-EEGs sichtbar gemacht. Dieses zeigt die Gehirnaktivität in Form von dynamischen, gezackten Wellenlinien.

Die Messeinheiten, die für Gehirnwellen benutzt werden Amplitude, d.h. die Stärke der Ausschläge nach oben und unten in µV (Mikrovolt), sowie Frequenz, d.h. die Geschwindigkeit bzw. die Menge der Ausschläge pro Sekunde in Hz (Hertz).

Die Gehirnwellen wurden gemäß ihrer Geschwindigkeit in sog. Frequenzbänder eingeteilt und griechisch benannt. Jedem Frequenzband werden bestimmte Auswirkungen auf den geistigen und körperlichen Zustand eines Menschen zugeschrieben:

Delta

Das langsamste Frequenzband mit Wellengeschwindigkeiten von ca. 0-3 Hz. Delta ist im Gehirn am dominantesten im Tiefschlaf, jedoch auch bei Bewusstlosigkeit und Koma oder in geschädigten Gehirnregionen.

Theta

Eine gemächliches Frequenzband mit Wellengeschwindigkeiten von ca. 4-7 Hz. Theta zeigt sich vermehrt bei Müdigkeit, in Leichtschlaf- oder Traumschlafphasen und reduziertem Bewusstsein im Wachzustand.

Alpha

Ein Frequenzband von ca. 8-12 Hz, das deutlich im entspannten Wachzustand erkennbar wird. Alpha fördert die körperliche und mentale Entspannung und öffnet den Geist für Tagträume, geht jedoch auch mit Ablenkbarkeit und Konzentrationsmangel einher.

Beta

Ein schnelles bis sehr schnelles Frequenzband, das ca. 13-30 Hz umfasst. Aufgrund der Breite dieses Bandes, wird es in 3 Unterbänder aufgeteilt: Low-Beta, Mid-Beta und High-Beta. Dieses Frequenzband um Körper und Geist aus dem Ruhezustand in die Aktivität zu bringen. Die niedrigeren Beta-Bändern fördern klare Wachheit, fokussierte Aufmerksamkeit und körperliche Aktionsbereitschaft, während das sehr schnelle High-Beta einen Alarmzustand mit hoher körperlicher Unruhe sowie gestreuter Aufmerksamkeit (sog. Hypervigilanz) hervorruft.

Gamma

Das schnellste Frequenzband, beginnend bei ca. 30 Hz, fördert u.a. die Informationsverarbeitung auf hohem Niveau und ist mitentscheidend für die bewusste Wahrnehmung.

Es ist wichtig zu beachten, dass das Gehirn zu jeder Zeit all diese Frequenzen produziert, jedoch entscheidet die Amplitudenstärke darüber, welche Frequenz gerade vorherrscht und sich entspr. im EEG zeigt. Zudem gibt es im Gehirn so etwas wie eine Normalverteilung der Frequenzen, d.h. in bestimmten Gehirnregionen sollten die entspr. Frequenzbänder gegenüber anderen dominieren bzw. zueinander im richtigen Verhältnis stehen. Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer Fehlregulation und diese kann z.B. im Rahmen einer QEEG-Diagnostik erkannt werden. Siehe dazu unseren Blogbeitrag "Was ist ein QEEG?"

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