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Neurofeedback: Frequenzband-Training
15.03.2024 15:54

Innerhalb des Anwendungsbereiches von Neurofeedback gibt es verschiedene Methoden, die zur Regulierung der Gehirnfunktionen und des Nervensystems genutzt werden können. Dazu gehören Z-Wert-, SCP-, ISF-/ILF- und auch Frequenzband-Training.

All diese Trainingsarten haben gemeinsam, dass das EEG mithilfe von Sensoren an der Kopfhaut gemessen wird, um dem Klienten eine Rückmeldung – das Feedback – in Form eines Signals zu geben. Dieses Signal kann optisch, auditiv oder taktil sein, bzw. eine Kombination daraus. Durch dieses Feedback findet eine Neu-Konditionierung der Gehirnwellen statt, welche eine Auswirkung auf das gesamte Nervensystem und den Organismus haben kann.

Gehirnwellen werden in Frequenzbänder eingeteilt, denen bestimmte Eigenschaften, bzw. Auswirkungen auf den geistigen und körperlichen Zustand eines Menschen zugeschrieben werden. Siehe dazu unseren Blog-Beitrag „Gehirnwellen – wie man sie misst und was sie bedeuten“

Für das Gehirn gibt es eine Normalverteilung der Gehirnwellen, d.h. in bestimmten Gehirnregionen sollten die entspr. Wellen gegenüber anderen dominieren bzw. zueinander im richtigen Verhältnis stehen. Ist dies nicht der Fall, spricht man von einer Fehlregulation und diese kann z.B. im Rahmen einer QEEG-Diagnostik erkannt werden. Siehe dazu unseren Blogbeitrag „Was ist ein QEEG?“

Wenn Gehirnwellen im Rahmen eines Frequenzband-Trainings beeinflusst werden, findet eine Förderung der Amplitudenstärke der gewünschten Frequenzbänder in den passenden Gehirnregionen statt, indem immer dann ein positives Feedback erfolgt, wenn die gewünschte Amplitudenstärke erreicht wird. Gleichzeitig wird festgesetzt, welche Frequenzbänder in ihrer Stärke niedrig gehalten werden sollen, sodass kein positives Feedback erfolgt, solange diese Frequenzen zu dominant sind.

Ein Beispiel: SMR-Training gehört zu den Standard-Protokollen bei der Behandlung von AD(H)S und wird in Deutschland durch Leitlinien empfohlen. Der Fokus dieses Trainings liegt auf dem sonsomotorischen Kortex, einem Gehirnbereich der u.a. für sensorische Wahrnehmung als auch Körperbewegung wichtig ist. Im Rahmen der o.g. Normalverteilung der Gehirnwellen, sollte in dieser Region das Frequenzband SMR gegenüber anderen Bändern dominieren.

SMR steht für „sensomotorischer Rhythmus“ und umfasst Frequenzen von 12-15 Hz. Das besondere an diesem Frequenzband ist, dass es sowohl einen Teil des gemächlichen Alpha-Bandes (8-12 Hz), als auch den unteren Bereich des schnellen Beta-Bandes (13-30 Hz) umfasst. Durch den Einfluss der langsameren Frequenz bleibt der Körper in einem entspannt ruhigen Zustand, während die Konzentration durch den Einfluss des schnelleren Beta-Bandes erhöht wird. Dies fördert insb. die Fähigkeit zur gezielten Aufmerksamkeit bei körperlicher Ruhe, z.B. sitzend in einem Klassenzimmer.

Beim SMR-Training werden i.d.R. drei Frequenzen beeinflusst: SMR soll gefördert werden, während die langsamere Theta- sowie die sehr schnelle High-Beta-Frequenz zu unterdrücken ist. Zu diesem Zweck werden mehrere Sensoren auf der Kopfhaut angebracht, von denen ein oder zwei sich über dem Bereich des sensomotorischen Kortex befinden. Diese messen die dort vorherrschenden Gehirnfrequenzen, die für den Therapeuten in einem speziellen Computerprogramm sichtbar werden. Mit diesem Programm werden nun Schwellen festgesetzt, die von den Frequenzen jeweils über- oder unterschritten werden sollen. Sobald sich alle angesteuerten Frequenzbänder (SMR, Theta, High-Beta) gleichzeitig im Zielbereich befinden (SMR über der gewünschten Schwelle, Theta und High-Beta darunter) erfolgt ein positives Feedback.

Z.B. hört der Klient Töne oder bekommt ein visuelles Signal (das Feedback kann je nach genutzter Software in Form von Musik, Filmsequenzen oder einfachen Computerspielen erfolgen). Auf diese Weise wird das Gehirn im Rahmen der sog. operanten Konditionierung darauf trainiert, gezielt mehr von diesem „gesunden“ Verhältnis an Frequenzen hervorzubringen. Gleichzeitig kann sich die Eigenwahrnehmung des Klienten insoweit sensibilisieren, dass er in der Lage ist, sich selbst schneller in einen Zustand ruhiger Konzentration zu versetzen.

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